Kunstraum "kleine galerie"
Im Haus am Stadtsee
„Ein neuer kleiner Stern ist am oberschwäbischen Kunsthimmel aufgegangen, und das Publikum ist jetzt aufgerufen, damit er nicht wieder erlischt, so schreibt Frau Dr. Gisela Linder für die SCHWÄBISCHE ZEITUNG im Jahre 1965.
Dieser kleine Stern hieß „Kleine Galerie im Elisabethenbad Bad Waldsee“ und wurde von dem Kunsterzieher und Maler Prof. Paul Heinrich Ebell gegründet. Das Programm war so ausgerichtet, dass vorwiegend „ junge “ Kunst gezeigt werden soll.
66 Ausstellungen bis zum Wechsel der Galerieleitung 1975 wurden von Paul Heinrich Ebell organisiert. Danach übernahm Ewald Schrade, damals noch Galerist im Schloß Kißlegg die Leitung der Kleinen Galerie. Er setzte das Programm seines Vorgängers fort, brachte aber immer wieder neue junge Künstlerinnen und Künstler, die er in seiner Galerie vertrat, zum Vorschein. Auch wiederum 10 Jahre lang, bis zu seinem Umzug nach Schloß Mochental, betreute Schrade mit großem Erfolg die Kleine Galerie im Elisabethenbad.
Im Jahr 1986 übernahmen Jörg Eberhard und Axel Otterbach die Nachfolge. Beide Schüler von Prof. P.H. Ebell und beide als Künstler tätig. Diese Arbeit war als „jobsharing“ gedacht, Eberhard für die Malerei zuständig, Otterbach für Skulpturales.
Nach einem Umbau im Elisabethenbad Jahr 1992, stand ein Umzug der Kleinen Galerie an. Es wurden Räume im ehemaligen Kloster in der Innenstadt als geeignet gefunden. In diesem Behördengebäude hatten damals das Finanzamt, Vermessungsamt und das Forstamtes ihre Heimat. Räumlich nicht optimal, aber man war mitten in der Stadt!
Im Jahr 2004 stand ein erneuter Raumwechsel bevor. Das HAUS AM STADTSEE war gebaut worden und die Ämter wurden nach Ravensburg zentralisiert, so dass das Finanzamtsgebäude vorübergehend „verwaiste“. Daher war dort kein Galeriebetrieb mehr möglich und er wurde schnell entschlossen in das neue Haus verlegt. Aus beruflichen Gründen stieg Jörg Eberhard im selben Jahr noch aus der Galerieleitung aus. Seither betreut Axel Otterbach die Galerie alleine.
Programm 2023
Hartmut Hahn – Malerei: 08.01. - 26.02.2023
Mit dem Blick für die vermeintlich unscheinbaren Momente gebe ich mich mit meinem künstlerischen Schaffen der Ambivalenz des Moments, dem Prozesserleben der Entstehung meiner Werke und der vielschichtigen Deutungsoption hin. Grundsätzlich spiele ich in meinen Bildern mit der Verwechslung und der „falschen Annahme“ sowie Metaphern.
Es geht mir nicht darum, dass der Betrachter sofort erkennt, was für eine Botschaft im Bild steckt. Ganz im Gegenteil – ich möchte den Betrachter bewusst irritieren. Daher biete ich mehrere Ebenen der Sichtweise an und gebe dem Betrachter die Zeit, sich nach und nach auf das Motiv und das „was noch?“ einzulassen. Es geht um „die Stimmung hinter den Dingen“ und die Vermutung, die eventuelle Antwort – als eine Möglichkeit unter vielen. Ausgangssituation meines Schaffens ist der Moment, in dem ein Foto als Motivvorlage entsteht, welches eine ganz bestimmte Stimmung und Gefühlssequenz einfängt.
Beim Vorgang der Bearbeitung kann sich diese Ausgangslage verschieben, verändern, verkehren. Das gemalte Bild ist somit eine realitätsnahe Momentaufnahme einer ursprünglichen Situation, die einen Prozess durchlaufen hat. Es ist zugleich das Produkt der Verschmelzung der wirklich da gewesenen Situation, der Energie des Künstlers bei der Bearbeitung des Motivs und der ersten Wahrnehmung des Betrachters und gegebenenfalls seiner Nachwirkung.
Die in Öl auf Leinwand umgesetzten Bilder erhalten mit Hilfe der gemalten Unschärfe und der Loslösung oder Veränderung des Hintergrundes eine mystische Stimmung, weshalb ich meine Arbeiten als „Romantischer Realismus“ bezeichne.
Anja Demuth – Mode-Design: 05.03. - 23.04.2023
Anja Demuth ist eine deutsche Modedesignerin, die in Ulm und München lebt. Wenn sie sich ein Ziel gesetzt hat, verfolgt sie es konsequent und bewältigt jede Herausforderung. Stark im Konzept und versiert in experimenteller Materialbearbeitung widmet sie sich ihren Projekten. Dabei lässt sie ihrer Kreativität wann immer möglich freien Lauf und lässt sich vor allem von ihrer Umgebung inspirieren. Sie experimentiert gerne mit verschiedenen Formen, Farben und Materialien und den Möglichkeiten, diese zu kombinieren.
Photography: Karine + Oliver Photography
B. Horn und G. Langenfeld – konkrete Malerei: 06.05. - 18.06.2023
Birte Horn
Die Dinge, die ich darstelle, nehme ich wahr, alles ist eigentlich schon vorhanden. Nur ist die Realität so schnell und veränderlich, dass es mir unmöglich erscheint, an einer ganzheitlichen Wahrnehmung der Realität festzuhalten. So richte ich den Fokus in meinem Werk auf das Prinzip der Dekonstruktion und Konstruktion. Ich extrahiere, fragmentiere und setze zusammen – in Gedanken, mit den Augen, den Händen, der Sprache. Es gibt in der Realität keine geschlossenen Systeme, es gibt nur Teile und zusammengesetzte Teil -Wirklichkeiten, und diese sind weder allgemeingültig noch stabil. Wenn ich beschreibe, wie ich arbeite, kommt mein künstlerisches Handeln dem Denken am nächsten. Die Gedanken und Bilder in meinem Kopf können sich frei in alle Richtungen bewegen, sie schieben sich übereinander und verbinden sich so immer wieder zu neuen Ideen. Das bedeutet viel Freiheit. Ich spiele mit Teilen der Realität. So zeichnet sich meine Arbeit in den vergangenen Jahren insgesamt durch eine komplexe Kombinatorik sehr unterschiedlicher Raumsichten wie Raumschichten aus. Die Fläche ist für mich ein großes Thema – sie ist das Gegenstück zum Raum, eine Ergänzung und eine Subtraktion vom Raum, ein Versprechen an den Raum. Die Fläche ist bei mir immer Farbfläche, die über- und nebeneinander liegt, mit- und gegeneinander arbeitet. Fläche ist Oberfläche, sie wird geführt, sie ist eigenständig, sie ist zufällig, sie ist sinnlich, glänzend, matt, schlierig, sie ist sexy.
Gerhard Langenfeld
Meine Malerei erforscht die Farbe ‘Schwarz’ in ihren vielfältigen Tonalitäten und den daraus entstehenden tiefenräumlichen Qualitäten. Die reflektierenden und absorbierenden Lichtverhältnisse auf den schwarzen Flächen der Bildträger visualisieren in unterschiedlicher Dichte die vielfältige Bildräumlichkeit.Farbe, Licht und Raum im malerischen Prozess sind für mich eine Art Bildmatrix. In den neuen Arbeiten werden die kulissenhaft ineinander gestaffelten schwarzen Bildräume durch buntfarbige rahmenartige Setzungen erweitert und so die Gesamtfarbigkeit gesteigert. Unterschiedliche malerische Qualitäten erzeugen so eine angestrebte Strahlkraft, einem schwarzlichtfarbraum`. Meine Arbeiten bestehen aus Gegensätzlichkeiten / Gegenüberstellungen unterschiedlicher bildmotivischer Teile.
- einerseits das kontrastreiche, starkfarbige Randmotiv /Rahmenmotiv/Rahmengerüst, aus
farbigen Streifen und Liniengefügen gebaut ,in einer Art von kalkulierter, konstruktiv
angelegter Spontaneität, übereinander gelagert und ineinander geschachtelt, teils auch
brüchig, unvollständig und z.T. aufgebrochen und nachlässig veranschaulichen den
malerischen Prozess. - andererseits die meist bildmittig angelegten, ruhig wirkenden Schwarzflächen, entstanden
aus vielen Schichtungen, oft auch wieder selber unterteilt, vermitteln eine wahrnehmbare
Tiefe.
In feinen Abstufungen unterschiedlicher Schwarztöne/Schwarznuancierungen werden fast
kulissenhaft in einander gestaffelte Bildräume sichtbar.
- die dunklen Bildinnenflächen und die farbigen „Rahmen“ wirken durch ihre Platzierung im
Bild kontrastverstärkend auf einander. Das Schwarz wird „schwärzer“ und die Buntfarben an den Rändern leuchtender und intensiver. - durch die Mehrlagigkeit /Vielschichtigkeit der „Rahmenmotive“ im Verbund mit den bühnenartigen Verschiebungen der ruhigen tiefwirkenden Schwarzflächen baut sich das Bild selber zu einem komplexen Gebilde zusammen.
Es evoziert eine Art Simultanität von Wahrnehmungen und Vorstellungen; durch die rein visuelle Anschauung können sich Denkräume bilden.
Angelika Summa – Stahlskulpturen: 02.07. - 20.08.2023
Angelika Summa – Wucherungen:
Angelika Summas künstlerisches Konzept zielt weder auf das Umreißen, noch auf ein Freilegen von Volumen. Ihr Interesse gilt dreidimensionalen Strukturen, die sich in einfachen Formen ausbreiten. Diese lockeren räumlichen Geflechte aus gesammelten, industriell vorgefertigten Drähten, Rohren, Bändern oder Seilen aus Metall rhythmisieren einen Raum, dessen Grenzen unscharf umwuchert bleiben. Die Struktur dieser Wucherungen ist das Kernthema der Bildhauerin. Ihre Skulpturen faszinieren durch die Symbiose der industriellen Gleichförmigkeit des Materials mit einer organischen anmutenden Ordnung. Darin klingen immer wieder neu natürliche Bewegungszuständen an, wie Wuchern, Fließen, Pulsieren, Kreisen, Wachsen, Zerfallen, Pulsieren, Mäandern, etc. In Angelika Summas künstlerischer Sprache bekommen Relikte unserer Zeit in neuem Verbund auf einzigartige Weise eine zeitlose Bedeutung und eine geistige Dimension.
Dr. Markus Döbele
Tatjana Orlob – Malerei, Zeichnung: 10.09. - 29.10.2023
‚frangere fragmente – gebrochene bruchstücke‘ (unvollendet nicht fertiggestellt)
Der Ausgangspunkt ist meine vergangene Ausstellung ‚leaving the frame‘ in 2021 in Stuttgart und daraus entwickeln sich neue Ideen: Ich suche die Brücke zwischen zwei Ufern, am See, am Fluss, der den Menschen zu kreativen Ideen, zu neuen Taten inspirieren kann. Es ist der Wunsch nach Ankommen. Der Mensch, ,in einen neuen Ruf versetzt’. Wir leben in einer Zeit, in der der Mensch aus einer Zersplitterung, Zerstörung, Auflösung heraus individuell neue Wege und Lösungen gehen und finden muss. Ich habe in den tibetischen Weisheiten einen interessanten Satz gefunden: ‚Die Brücke ist der Augenblick, von dem aus du die Welt erfährst. Der Augenblick vergeht nicht. Er verlagert sich. Er ist Teil ewigen Fließens.‘ Gibt es Hoffnung? Vielleicht weit am Horizont. Ich vermute, es gibt sehr viele Antworten. Es ist unser Mut, Antworten zu finden. Es ist das Üben, im Tun, auf dem Weg oder anders formuliert: ‚wieder einmal falle ich auf meinen weg, wieder einmal beginne ich von vorn’ in der sich ewig endlos drehenden Spirale.
Tatjana Orlob
Alessia Schuth – Objekte: 12.11. - 31.12.2023
Alessia Schuth arbeitet mit einem portablen 3D-Drucker, mit dem es ihr möglich wird, mit erwärmtem Plastik, dreidimensional zu zeichnen. Die Technik erinnert an das Arbeiten mit einer sehr feinen Heißklebepistole. Ihre Objekte und Installationen sind üblicherweise lebensgroß und sogar raumfüllend. Für die Serie „behind the window“, die sich mit häuslicher Gewalt beschäftigt, werden die Arbeiten kleiner. In Objektrahmen zeigt die Künstlerin Szenen, die sich mit Schutzlosigkeit und dem Gefühl der Ohnmacht im eigentlichen Wohlfühlbereich, dem zu Hause, beschäftigen. Die Serie ist im Lockdown entstanden und greift das Gefühl der Isolation auf, welches viele Menschen in dieser Zeit begleitete.