Kunstraum "kleine galerie"
60 Jahre Kunstraum "kleine galerie"
Die Ausstellungspalette reicht von Malerei über Skulpturen bis hin zu innovativen multimedialen Kunstwerken, und bietet so einen breiten Querschnitt zeitgenössischer Kunstformen. Dieser vielseitige Ansatz macht die „kleine galerie“ zu einem Ort, der sowohl etablierten Künstlern als auch aufstrebenden Talenten eine Plattform bietet.
Seit 2004 ist der Kunstraum „kleine galerie“ im Haus am Stadtsee zu finden, wobei das Ausstellungsformat bereits seit 1965 existiert. Am Sonntag, den 29.06.2025 steht im Haus am Stadtsee die Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen des kommunalen Kunstraums an.
Programm 2025
Rosemarie Vollmer - Falt- und Nähzeichnungen: 19.01. - 23.02.2025
Gefaltete Einsichten
In der Ausstellung zeigt Rosemarie Vollmer Werke aus den Jahren 2020 bis 2024. Diese Jahre waren und sind geprägt durch einschneidende Ereignisse, die unsere gesamte Gesellschaft prägten, die auch im künstlerischen Schaffen Spuren hinterlassen oder sogar neue Sichtweisen provozieren.
Mit der Serie der Nähzeichnungen werden die phantastischen Lebewesen der Fledertiere, denen nachgesagt wurde, sie seien Virenübertäger. (Was auch nachgewiesen worden war). Aber: sie lenkten den Blick auf die Wesen mit eigenen Ortungssystemen, mit Echoortungen , die bislang nur den Fachkennern vertraut waren. Und lenkten den Blick auf eine bedrohte Tierart, die für unser ökologisches Gleichgewicht äußert wichtig sind.
Was ist wahr, was nicht, wo überlagern sich Nachrichten, Falschmeldungen, wo gibt es Verzerrungen, und wer oder was entscheidet, was letzten Endes beim Empfänger ankommt?
Diese Fragen stehen Pate für die aktuellen Faltzeichnungen, die etwas freigeben, und doch wieder verdecken und nur zum Teil sichtbar werden lassen. Aber genau dabei entstehen neue Bizarrheiten - neue Sehweisen.
Jost Münster - Bilder: 09.03. - 20.04.2025
Jost Münster vertraut ganz auf die Mittel und Möglichkeiten der Malerei.
1968 in Ulm geboren studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart sowie am Goldsmiths Collage of Arts in London, wo er auch heute lebt und arbeitet. Er gehört einer Künstlergeneration an, welche die Bestimmung dessen, was ein Gemälde heute sein und leisten kann, überprüft und erweitert.
Malerei und Plastik, Fläche und Raum, Sein und Schein verbinden sich in seinen Werkzyklen zu kontrastreich aufgeladenen und feintonig abgestimmten geometrischen Abstraktionen, die unsere Seherfahrung irritieren.
Jost Münster bedient sich eines umfangreichen Vokabulars der malerischen Texturen und komplementären Ausdrucksformen, um uns in vorgetäuschte Räumlichkeiten zu entführen. Motivisch schöpft er aus der Beobachtung von Farben, Formen und Strukturen im urbanen Umfeld. Er befragt die Beschaffenheit und das Gefüge von Gebautem und Montiertem, von Fassaden, Fenstern, Toren oder Silhouetten auf ihren bildnerischen Gehalt und transformiert sie in differenzierte Farb-und Materialkompositionen. Dabei scheut er auch nicht vor plastischen Lineaturen im Raum und applizierten Collageelementen aus Fund- und Gebrauchsstücken zurück.
Malerei und Material begegnen sich, verwickeln uns in eine vielstimmige Unterhaltung über das Verhältnis von Alt und Neu, Sichtbar und Unsichtbar, realem und gemaltem Raum und sensibilisieren unsere Wahrnehmung für die Ästhetik des Alltäglichen.
Text: Dr. Stefanie Dathe, 2022 – editiert
Ulrike Donie - Objekte und Bilder: 04.05. - 15.06.2025
"Meine Urtiere, als Versteinerungen angelegt, sind aus nur vom Menschen chemisch hergestellten Materialien gebaut. Als versteinerte Urtiere versinnbildlichen sie den oben schon dargestellten Kampf ums Überleben als ewiges Urprinzip.
Das ausschließliche Verwenden chemischer, vom Menschen hergestellter Materialien weist auf die scheinbare Entwicklung des Menschen aus der Natur heraus hin. Der Natur, die selbst kreativ verändert und erfindet, stellt sich der Mensch als ebenfalls erfinderisch und eingreifend entgegen. So entsteht ein unaufhörlicher Ursachen- Reaktionsprozess. Die Natur antwortet auf die Erfindungen und Eingriffe des Menschen, so wie der Mensch auf die Entwicklung der Natur reagiert.
Meinen Urtieren fehlt meist der Kopf, sie wirkt beschädigt. Dies weist einmal auf ihre urzeitliche Herkunft hin, ist gleichzeitig Sinnbild für die oben beschriebenen ewigen Gesetze in der Natur und zeigt zum Dritten das gewaltsame Eingreifen des Menschen in die Natur.
In bedrohlich dynamischer Haltung, im gleichzeitig verletzten und erstarrten Zustand zeigen meine Objekte die ganze Ambivalenz von Natur als einzigem Ort der Existenz, der gleichzeitig gibt und nimmt, gefährdet und in Gefahr ist."
Ulrike Donie
Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen: 29.06.2025
Birgit Feil - Skulpturen: 13.07. - 07.09.2025
„Die Plastiken von Birgit Feil stellen die uns alltäglich umgebenden Menschen dar, als Doppelgänger mit Déja-vu-Garantie. Es sind keine klassischen Schönheiten, sondern Prototypen für das Menschliche an sich, unaufgeregt daherkommende und leise Vertreter der Gattung Mensch in einer lauten Welt.“ (aus Katalogtext von Marko Schacher, Galerist Stuttgart)
Birgit Feil hat von 1988 - 1994 Bildhauerei an der Hochschule der Künste in Berlin bei Prof. Karlheinz Biederbick studiert und widmet sich seither dem Thema „Menschen“.
Ihre Menschenfiguren sind in einer lockeren, groben Handschrift modelliert und wirken dennoch sehr realistisch. Seit einiger Zeit kombiniert sie ihre Menschen mit Kissen zu Gruppen wie die Luftkissensitzer, die Kissenstapler und ganz neu die Luftkissenflieger.
Wolfram Schmidt - Spurenbilder: 21.09. - 02.11.2025
Spurenbilder, ganz anderer Art sind die Fotografien der Reihe „Plantación“. Sie entstanden in einer Bananenplantage auf der kanarischen Insel „La Palma“. Bei der Ernte werden die Stauden mit Macheten zerlegt und die Abfälle bleiben einfach auf dem Boden liegen, wo sie einen großen braunen Teppich bilden. Auch hier begab sich Wolfram Schmidt auf Spurensuche, fand unendlich viele verschiedene Strukturen. Teilweise meint man, Gesichter oder Masken zu erkennen, was oftmals dem Bildausschnitt oder der Nähe zum Motiv geschuldet ist und somit das Erbe der Subjektiven Fotografie in sich trägt! Das Abfallmaterial wird für den Fotografen zu einem Füllhorn an Motiven und so entstanden in dieser Reihe denn auch gut 200 Aufnahmen!
Etwas, an dem die meisten Menschen achtlos vorübergehen würden, aufzuspüren, und als Motiv für ein Foto wertzuschätzen, dieser Umstand zieht sich leitmotivisch durch Wolfram Schmidts Werk. „Plantación“ und Musterkennung eint, bei aller Unterschiedlichkeit, etwas collageartiges! Dies ist sicher als eine Art künstlerisches Leitmotiv bei ihm anzusehen, der bei dem Collagisten und Fotografen, Karlheinz Bauer, in die Lehre ging und nachhaltig von diesem geprägt wurde. Neben dem Collagehaften erkennt man in der Musterkennung auch Malerisches, das auch ebenso in Handarbeit am Computer entsteht. Es sind oftmals Arbeiten im „All over“, also Kompositionen, die mit ihren Strukturen die gesamte Bildfläche ausfüllen und sich über die Bildränder hinaus weiterdenken und – lesen lassen. Auch dies ist eine Gestaltungsweise, wie wir sie aus der vollkommenen Abstraktion in der Malerei kennen.
Dr. Reiner Meyer, Leiter Städtische Galerie, Leerer Beutel, Regensburg
Bernhatd Schröder: 14.11.2025 - 04.01.2026
Die Kunst der Variation ist immer wieder eine faszinierende. Der Maler und Fotograf Bernhard Schröder beherrscht diese auf ganz besondere Weise. Dazu reicht ihm vornehmlich ein Motiv, nämlich die von Karl Peglau 1961 entwickelten „Ost-Ampelmännchen“, die nach der Wende zu Kultfiguren - und von Markus Heckhausen in Berlin zu einer eigenen Marke entwickelt wurden. Bei Bernhard Schröder verselbstständigen sich diese ulkigen Figuren in einem immer wieder neuen Kontext, etwas verschlankt, in Gruppen auftretend, stehen für die Dynamik des „GO“, oder tauchen in farbenprächtigen Acrylbildern wie selbstverständlich auf, fügen sich ein oder stechen hervor, trotzen sich durch Installationen oder formieren sich zu abstrahierenden Mustern. Dabei folgt der Künstler keiner seriellen Ordnung, jedes seiner Gemälde hat ein Alleinstellungsmerkmal. Obwohl die Figuren nur flache Schattenrisse ihrer selbst sind wohnt ihnen in Haltung und Bewegung etwas Menschliches inne, wohl auch weil Bernhard Schröder es immer wieder versteht, sie in ihrem Umfeld in Szene zu setzen, sie in Farben zu kleiden und sie in Räumen neu zu erschaffen: Aus Ampelmännchen werden Ampelmenschen. Bernhard Schröder, 1957 in Düsseldorf geboren, stammt zwar aus einer Künstlerfamilie, erlernte aber erst einmal ein bodenständiges Handwerk, was ihm den Broterwerb erleichterte und es ihm möglich machte, seine künstlerischen Ideen frei und unabhängig zu entfalten. Seine Ampelmännchen-Variationen nahmen 2010 ihren Anfang und inzwischen ist ein beachtliches Werk entstanden, das in zahlreichen Ausstellungen in seinem Wohnort Troisdorf sowie in Eitorf, Bonn und Linz zu sehen war.
Aus all diesen Werken spricht immer wieder eine große Portion Humor, die den staunenden Betrachter mit einem Lächeln zurücklassen.
Geschichte der "kleinen galerie"
„Ein neuer kleiner Stern ist am oberschwäbischen Kunsthimmel aufgegangen, und das Publikum ist jetzt aufgerufen, damit er nicht wieder erlischt, so schreibt Frau Dr. Gisela Linder für die SCHWÄBISCHE ZEITUNG im Jahre 1965.
Dieser kleine Stern hieß „Kleine Galerie im Elisabethenbad Bad Waldsee“ und wurde von dem Kunsterzieher und Maler Prof. Paul Heinrich Ebell gegründet. Das Programm war so ausgerichtet, dass vorwiegend „ junge “ Kunst gezeigt werden soll.
66 Ausstellungen bis zum Wechsel der Galerieleitung 1975 wurden von Paul Heinrich Ebell organisiert. Danach übernahm Ewald Schrade, damals noch Galerist im Schloß Kißlegg die Leitung der Kleinen Galerie. Er setzte das Programm seines Vorgängers fort, brachte aber immer wieder neue junge Künstlerinnen und Künstler, die er in seiner Galerie vertrat, zum Vorschein. Auch wiederum 10 Jahre lang, bis zu seinem Umzug nach Schloß Mochental, betreute Schrade mit großem Erfolg die Kleine Galerie im Elisabethenbad.
Im Jahr 1986 übernahmen Jörg Eberhard und Axel Otterbach die Nachfolge. Beide Schüler von Prof. P.H. Ebell und beide als Künstler tätig. Diese Arbeit war als „jobsharing“ gedacht, Eberhard für die Malerei zuständig, Otterbach für Skulpturales.
Nach einem Umbau im Elisabethenbad Jahr 1992, stand ein Umzug der Kleinen Galerie an. Es wurden Räume im ehemaligen Kloster in der Innenstadt als geeignet gefunden. In diesem Behördengebäude hatten damals das Finanzamt, Vermessungsamt und das Forstamtes ihre Heimat. Räumlich nicht optimal, aber man war mitten in der Stadt!
Im Jahr 2004 stand ein erneuter Raumwechsel bevor. Das HAUS AM STADTSEE war gebaut worden und die Ämter wurden nach Ravensburg zentralisiert, so dass das Finanzamtsgebäude vorübergehend „verwaiste“. Daher war dort kein Galeriebetrieb mehr möglich und er wurde schnell entschlossen in das neue Haus verlegt. Aus beruflichen Gründen stieg Jörg Eberhard im selben Jahr noch aus der Galerieleitung aus. Seither betreut Axel Otterbach die Galerie alleine.