Stadtarchiv
Stadtarchiv
Das Archiv der Großen Kreisstadt Bad Waldsee bewahrt, aber vermittelt auch die Geschichte der Stadt. Seine Aufgabe ist es auch, aus der laufenden Überlieferung Akten zu übernehmen und zu erschließen. Diese gesammelten und bewahrten Inhalte, vom hohen Mittelalter bis zur jüngsten Geschichte, stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das Archiv betreibt aber auch historische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, sowie Publikationstätigkeit. Es gewährt den aus dem Grundgesetz abgeleiteten Anspruch der Bevölkerung, dass die Verwaltung transparent und nachvollziehbar arbeitet und steht damit zwischen Verwaltung und Öffentlichkeit.
Archivgeschichte
Das Stadtarchiv begann seine Arbeit wohl schon im 14. Jahrhundert. Im Laufe der Geschichte war oftmals der Ratsschreiber, also der erste Beamte der Stadt, gleichzeitig der Archivar. Im 19. Jahrhundert, mit der neuen Abhängigkeit zum Königreich Württemberg, setzt ein Niedergang der eigenständigen Verwaltung Waldsees und damit auch des Archivs ein. Nichtsdestotrotz wurden Archivbestände gesammelt und in die heute noch in Grundzügen vorliegende Ordnung gebracht, vor allem durch den Ratsschreiber J.A. Sailer und den fürstlich-zeilschen Archivar U. Schwanzer. Im 20. Jahrhundert wurde das Archiv ehrenamtlich betreut, meist durch interessierte Geschichtslehrer, unter denen M. Barczyk heraussticht. Seit dem 1. Januar 2019 hat das Stadtarchiv eine neue Struktur und mit Michael Tassilo Wild einen hauptamtlichen Archivar.
DFG Projekt 2021
Der Stadtsee ist ein einzigartiges Geschichtsbuch – Forscher untersuchen ihn mit vielseitigen Methoden
Eine Gruppe von Forschern hat – gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – damit begonnen, den Stadtsee zu untersuchen. In einem Workshop, der am vergangenen Donnerstag vor einem öffentlichen Vortrag zum Stadtseeprojekt stattfand, stellten unterschiedliche Fachrichtungen ihre Arbeit vor: Historiker forschen im Stadtarchiv, Dendrologen des Landesamtes für Denkmalschutz untersuchen alte in Bad Waldsee verbaute Hölzer, und andere Wissenschaftler nehmen aus dem Stadtsee entnommene Bohrkerne unter die Lupe. In diesen Sedimentkernen, die aus dem Seegrund gewonnen wurden, zeigen sich gewissermaßen die „Fußabdrücke“ von allem, was in den letzten Jahrtausenden in den See eingetragen wurde. Die besonders feine Schichtung der Sedimente im Stadtsee ist in Europa einzigartig: Hier können die Forscher jahresgenau ablesen.
Das Projekt verfolgt mehrere Ziele: Erstens wird die Stadtgeschichte näher erforscht, denn die Proben zeigen, ob am Ufer des Sees zum Beispiel geschmiedet und gefärbt wurde, welche Pflanzen angebaut wurden und welche Tiere gehalten wurden. Damit wird auch das zweite Ziel
erfüllt: Die Erforschung von mittelalterlichem und frühneuzeitlichem Wirtschaftsleben in Oberschwaben. Drittens sollen die Forschungen Ergebnisse bringen, die weltweit genutzt werden können: So soll die Frage geklärt werden, inwiefern der Mensch in früheren Zeiten seine Umwelt prägte. Diese Erkenntnisse sollen unter anderem in Modellen zur Klimaforschung eingesetzt werden. Das Projekt arbeitet in enger Kooperation mit dem Stadtarchiv und dessen Leiter Michael Tassilo Wild.
Die unterschiedlichsten Fachrichtungen verwenden ihre jeweils eigenen Methoden, um am Ende ein größeres Ganzes zu erschaffen. Manches klingt dabei wie Science-Fiction: Beispielsweise haben Biologen noch lebende Eier von Wasserflöhen gefunden, die wieder ausgebrütet werden. So erwachen Kleinstlebewesen zum Leben, die seit 700 Jahren auf dem Grund des Stadtsees ruhen, um mit ihren heutigen Artgenossen genetisch verglichen zu werden. Das Forschungsprojekt ist auf die nächsten Jahre hin ausgelegt. Dabei ist es auch ein erklärtes Ziel der Forschergruppe, die Ergebnisse der Bevölkerung zu vermitteln: Wenn die Pandemie wieder abklingt, stehen also weitere Veranstaltungen zu diesem Thema an.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Uni Tübingen.